Spielprojekt Lehrstellen

2023/24 – Zusammenarbeit

  • Game Design
  • Illustration

Kontext

Bei FocusWork fing während meines Arbeitstrainings ein ambitioniertes Projekt an: Ein Brettspiel zu entwickeln, das die verschiedenen Lehrstellen präsentiert. Die Idee und Inspiration hatte Herr M. Höhle, Job Coach bei FocusWork, der die Schwierigkeiten der Jugendlichen bei der Lehrstellenauswahl immer wieder spürte. Die Teilnehmerzahl veränderte sich oft, im Durchschnitt waren etwa 5 bis 10 Personen gleichzeitig am Projekt involviert. Treffen fanden wöchentlich statt. Nach Abschluss meines Aufbautrainings nahm ich 2024 weiterhin freiwillig am Projekt teil. Aktuell ist das Projekt pausiert.

Spielentwicklung

Das Zielpublikum des Spiels sind Jugendliche, die nach Ideen und Beratung für ihre kommende Ausbildung suchen. Es sollte ihnen die Vielfalt des Lehrstellenangebots offenbaren und dabei Spass machen. Was mit diesem einfachen Grundsatz startete, entfaltete sich schnell als komplexer, als wir uns zu Beginn vorgestellt hatten.

Spielregeln

Zunächst diskutierten wir viel über die konkreten Ziele des Spiels und die Bedürfnisse der Jugendlichen. Eine Gruppe ging direkt eine Schülerklasse befragen und konnte so aus erster Hand hilfreiche Argumente sammeln. Wir recherchierten ebenfalls Spiele, die für uns interessante Spielmechaniken hatten. Zudem lasen wir Lehrstellenkataloge durch, um uns selbst mit den vielen Lehrstellen vertraut zu machen. Folgende Fragen versuchten wir unter anderem zu klären:

  1. Welche Kriterien sind für die Auswahl einer Ausbildung entscheidend?
  2. Wie gewinnt man das Spiel? Welche Werte wollen wir vermitteln?
  3. Wollen wir Weiterbildungen und allenfalls Berufswechsel möglich machen?
  4. Würde Geld vorkommen?
  5. Wie stellen wir die Unterschiede zwischen den verschiedenen Oberstufen dar?
  6. Inwiefern geht es um Strategie, inwiefern spielt Glück oder Pech eine Rolle?
  7. Und vieles mehr…

Es dauerte verschiedene Monate, einen ersten spielbaren Prototypen herzustellen (mit Papier und Schere). Nebst den Spielregeln gab es auch viele Listen herzustellen und Texte zu schreiben. Sobald wir das Spiel testen konnten, vereinfachte sich jedoch die Vorgehensweise. Wir merkten sofort, was funktionierte und was noch Anpassung brauchte oder überhaupt nicht passte. Es war natürlich sehr erfreulich, die bisher sehr theoretische Arbeit langsam Form annehmen zu sehen, was uns zusätzlich motivierte.

Die neuste Erkenntnis ist, dass wir sehr viel vereinfachen können. Das Schweizerische Bildungssystem bietet zahlreiche Möglichkeiten und die kantonalen Unterschiede sind zwar sehr präsent, doch alles genau darzustellen würde der Überschaubarkeit des Spiels schaden.

Design des Brettes

Mit dem Design des Brettes starteten wir sehr früh. Für das Brainstorming waren alle Teilnehmer aktiv am Skizzieren und am Besprechen, mit der Zeit jedoch arbeiteten wir zu zweit am Brett. Wir holten dabei oft die Meinung aller Teilnehmer ein und sammelten so wertvolles Feedback. Sobald der erste Prototyp fertig gestaltet war, fügten wir Farbe hinzu, um die Lesbarkeit auf dem Brett zu steigern. Auf dem farbigen Brett zu spielen machte sofort viel mehr Spass!

Kartenillustrationen

Nebst dem Brett entschieden wir uns sehr schnell für Karten, um die verschiedenen Lehrstellen darzustellen und lustige Effekte mit ins Spiel zu bringen. Parallel zur Entwicklung der Kartentexte, die hauptsächlich andere übernahmen, skizzierte ich Vorschläge für Berufsillustrationen auf der Rückseite. Entstanden sind zehn Blätter voller Skizzen und eine saubere Filzstift-Zeichnung. Wir merkten dabei, dass es eine Unmenge an Arbeit für mich wäre, für jede Lehrstelle eine lustige Situation zu entwerfen und zu zeichnen. Deshalb überlegten wir uns eine Alternative und kamen zum Schluss, dass eine einzige Illustration pro Berufsgruppe sinnvoller und realistischer wäre.

3D Druck

Die 3D-Drucker, die FocusWork besass, kamen für den Prototyp zum Einsatz. Nebst Brett und Karten brauchte jeder Spieler eine persönliche Tabelle, um unter anderem seine eigene Punktzahl festzuhalten und im Laufe des Spiels zu verändern. Mehrere Teilnehmer, die im technischen Bereich tätig sind, erstellten eine für das Spiel speziell angepasste 3D-Tabelle. Bei dieser Arbeit war ich nicht beteiligt und konnte mit grosser Freude die fertigen Produkte testen, die hervorragend funktionierten. Das Spielerlebnis mit Figuren auf der 3D-Tabelle ist nicht mit Papier und Stift zu vergleichen!

Cover / Titelillustration des Spiels

Im gleichen Stil wie die Kartenillustration gestaltete ich ein Cover. Zuerst entwarf ich zwei verschiedene Layouts, um Platz für Titel und andere Texte neben der Illustration zu lassen. Nach Bewilligung des Konzepts skizzierte ich die Figuren genauer und stellte auch drei verschiedene Treppenversionen vor. Ich entschied mich schlussendlich für die Treppe mit der eindeutigsten Treppen-Silhouette. Die Skizze und die Kolorierung machte ich digital und die Linienzeichnung mit feinem Filzstift auf einem A4 Blatt mittels eines Lichttisches.

Aktueller Stand

Das Projekt ist aktuell pausiert, bis sich wieder mehrere Leute rundum das Projekt versammeln können, da die involvierten Personen in der Gruppe ständig fluktuieren.

Fazit

Wegen des grossen Umfangs des Projekts war sehr viel Ausdauer und Geduld erforderlich. Die Gruppendynamik änderte sich mehrmals, da neue Leute laufend hinzukamen während andere gingen. Zum Teil führten wir Gespräche über die gleichen Fragen mehrmals durch. Dies hatte aber auch den Vorteil, dass wir stets neue Blickwinkel und relevante Meinungen hörten. Weil jedem die Ausbildungsfragen sehr nahe standen, war die Motivation und Begeisterung immer sehr hoch.

Es ist eindeutig das grösste Projekt, an dem ich bis jetzt teilnehmen durfte und es brachte neue Erfahrungen mit sich. Im Laufe der Monate konnte ich bei Diskussionen viel besser argumentieren und zugleich besser loslassen, wenn sich das Projekt in eine andere Richtung entwickelte, als ich es mir ursprünglich vorstellte. Es war zwar herausfordernd, stets den Überblick zu behalten, aber immer erfüllend zu sehen, wie das Projekt langsam aber sicher Form annahm. Es war grossartig, zusammen Lösungen für so komplexe Fragestellungen zu ergründen. Wir hatten stets etwas zu lachen!